Historie

Die Geschichte

und die Wappen des Hauses Siemund

Die siemund’sche Familiengeschichte reicht annähernd 700 Jahre zurück und spielte sich überwiegend in Schalauen am Unterlauf der Memel ab.


Dieser Landstrich bildete bis 1945 die Grenze Ostpreußens zu Litauen und war im 13. Jahrhundert eng mit dem Aufstieg des Deutschen Ordens (Ordo Teutonicus) verbunden. Heute gehört das Land zur russischen Exklave zwischen Litauen und Polen.


Um die Entstehungsgeschichte der Familie Siemund historisch und geografisch besser verstehen und einordnen zu können, ist es unabdingbar die Frühgeschichte Preußens und des Deutschritterstaates in Grundzügen zu kennen.


Im nachfolgenden Abschnitt finden Sie einen kurzen Abriss der Geschichte der Eroberung und Christianisierung der Prußen – im speziellen der Schalauen (prußisch Skālwa).

Karte des Memeldurchbruchs


Die Städte Tilsit und Ragnit in Schalauen

Karte des Memel-Ufers: Ragnit und Tilsit

Eine Reise in dAs Land deR sKalwa

Die Skālwa waren eine westbaltischer Volkstamm die zusammen mit den Sudauer, Nadrauer und anderen Stämmen die Prūsai (Prußen) bildeten. Diese Stämme waren Namensgebend für die spätere deutsche Bezeichnung des Landes: Preußen. Die ältesten bisher Entdeckten Spuren der Prußen stammen aus der Eisenzeit, es handelt sich dabei um erhaltene Hügelgräber aus dem 5. Jahrhundert v. Chr.1


Im 11. Jahrhundert begannen erste Eroberungs- und Missionierungsversuche durch das Herzogtum Polen welche jedoch an dem Wiederstand der prußischen Stämme scheiterte. Der Wiederstand war so persistent, dass Herzog Konrad von Masowien den Orden der Ritter von Dobrin zur Bekämpfung der Prußen 1213 gründete. Die militärischen Erfolge der Ritter von Dobrin waren jedoch nicht durchschlagen, sodass Konrad von Masowien den Deutschritterorden zu Hilfe rief. Mit der Goldenen Bulle von Rimini 1226, dem Vertrag von Kruschwitz 1230 und der Bulle von Rieti 1234 wurde dem Deutschritterorden durch Kaiser Friedrich II., Herzog Konrad und mit dem Segen Papst Gregors IX. das Kulmerland sowie alle künftigen Eroberungen in Prußen als Schenkung übertragen.2


Erst circa 1281 wurde das Schalauer Territorium durch den Deutschritterorden erobert, eine wichtige Rolle im langanhaltenden Widerstandskampf der Prußen spielte unteranderem die Feste Ragnit an der Memel3. Die Festung trutzte der Belagerung durch die Ruß und wurde erst 1277 durch den Deutschritterorden unter dem Vogt von Samland Theoderich geschliffen.


Hier beginnt auch die Geschichte der Familie Siemund (alte Schreibweise Sigmund).

GeneAlogiscHeR ExzeRpt

Als eingeborenes skālwitisches Geschlecht wurden die Siemunds nach der Niederlage der Prußen getauft und dienten auf der Burg Ragnit dem Deutschritterorden als Burgmannen. Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte 1326 mit Heinrich von Sigmund in Bezug auf eine Auseinandersetzung über „Privilegien“ an einem Hof sowie ein Streit über gefällte Bäume am Berg Rambynas. Burgmannen waren ritterbürtige Ministerialen und hatten den Auftrag die Burg zu verteidigen.


1411 wurde Rudolf von Sigmund erstmals als Praefectus der Burg Ragnit erwähnt. Der Praefectus war für die die territoriale Verwaltung eines Lehns verantwortlich. In Ragnit gehörte dazu die Rechtsprechung und die Erhaltung der Ordensburg aber auch das Recht Wegzölle bei Überquerung der Memel zu erheben.


Ab spätestens 1582 war der Titel des Burggrafen dann erblich; er wurde erstmals mit George von Sigmund als Burggraf zu Ragnit im Siebmacher erwähnt. Auch das älteste bekannte Wappen stammt von Georg v. Sigmund Burggraf zu Ragnit; zu finden im Siebmacher „Großes und Allgemeines Wappenbuch: Abgestorbener Preußischer Adel. Provinzen Ost- und Westpreußen“4,5.


Der durchgehend nachvollziehbare Stammbaum beginnt mit Wilhelm von Sigmund. Viel ist über sein Leben nicht bekannt; wir wissen jedoch, dass er bereits 1688 starb und zwei Kinder hatte: Aus der Ehe mit der Witwe Judith v. D. aus dem Hause Tussainen6, welche bereits kurz nach der Geburt starb, stammte seine Tochter Anna und aus der Ehe mit der Bürgerlichen Dorothea Blat stammte Wilhelm Alexander. Kurz nach seiner Geburt starb sein Vater Wilhelm.


Da es sich bei der Hochzeit mit Dorothea Blat um eine morganatische Ehe7 handelte und die Stammlinie durch Wilhelm Friedrich sowie Johann Christoph als gesichert galt war Wilhelm Alexander nur bedingt erbberechtigt. Der frühe Tod und das überraschend großzügige Testament zu gunsten Wilhelm Alexanders führten zu Erbstreitigkeiten. Wilhelm Alexander, vertreten durch seine Mutter, erhielt nach einer Vereinbarung mit  Johann Christoph und Wilhelm Friedrich eine finanzielle Abfindung und ein Hof mit Land im späteren Kreis Niederung. Durch die wirtschaftlich geringe Bedeutung des Gutes verdunkelte8 der Titel durch Nichtgebrauch bis spätestens 1765.


Wenige Jahre später starben jedoch auch Johann Christoph und Wilhelm Friedrich. Durch ihre Tode erlosch auch der Besitzanspruch auf die Familiengüter in Ragnit, Insterburg, Niebudszen, Tilsit, Skaticken, Hagelsberg sowie Sentheinen. Somit nahm man fälschlicherweise an, dass die Familie ausgestorben sei. Lediglich der Gutshof im Kreis Niederung konnte erhalten bleiben. Teile dieses Landes waren bis zur Flucht aus Ostpreußen 1945 im Besitz von Albert Ferdinand Siemund.


Die Schreibweiße des Namens variierte bis 1946 noch von Sigmund zu Siegmund. Die Schreibweiße war oft abhängig vom Dialekt, dem phonetischen Verständnis, der Namensdeutung oder ganz banal der Handschrift des Verfassers. Selbst in den Abbildungen des Siebmachers erkennt man diesen Unterschied: Die ältere Schreibweiße von 1874 gibt den Namen als von Sigmund an, die jüngere von 1900 als von Siegmund. Die Rechtsschreibung war nicht einheitlich geregelt und eine Variation in der Rechtsschreibung galt damals nicht als Namensänderung. Erst mit der Einführung des Personenstandsgesetzes 1875 wurde der Name in seiner Schreibweise „unveränderlich“ jedoch waren andere Schreibweisen auch danach noch gebräuchlich.


Die Schreibweise Siemund erlangte erst 1946 Endgültigkeit als sie in den Papieren Otto Albert Siemunds für die französische Besatzungszone nach der Flucht aus Ostpreußen verwendet wurde. Hiervor wurden auch die Schreibweisen Siegmund und Sigmund gleichberechtigt verwendet.

1326

1411

1582

1687

1688

1698

1946

Stammlinie


Auszug aus dem Stammbaum: Alte und neue Hauptlinie

Auszug aus dem Stammbaum: Abgestorbene Linie bis 1698 und die neue Linie ab 1687 bis Heute

Die Stadt Ragnit

Impressionen aus Preußen

Ragnit Luftaufnahme
Ragnit Luftaufnahme
Mühlteich
Mühlteich
Mit Blick zur Brauerrei
Mühlteich
Mühlteich
Mit Blick zur evangelischen Kirche
Mühlteich
Mühlteich
Neustadtbrücke
Neustadtbrücke
Neustadtbrücke
Neustadtbrücke
Ragnit Schule
Ragnit Schule
Die Schule in Ragnit mit Blick zur evangelischen Kirche
Marktplatz
Marktplatz
Der historische Marktplatz in Ragnit
Marktplatz
Marktplatz
Blick auf den Marktplatz
Marktplatz
Marktplatz
Blick auf den Laden „Kaiser“
Kreis-Zeitung
Kreis-Zeitung
Schlosscafé und Zeitungsgebäude
Landratsamt
Landratsamt
Cafe Babst
Cafe Babst
Elegante Dekoration
Polnische Straße
Polnische Straße
Polnische Straße
Polnische Straße
Bahnhof Ragnit
Bahnhof Ragnit
Der Ragnitzer Hauptbahnhof
Kleinbahnhof Ragnit
Kleinbahnhof Ragnit
Der Bahnhof für die Insterburger Kleinbahn
Althof Ragnit
Althof Ragnit
Ruder-Verein
Ruder-Verein
Vereinsgebäude im romantisierten Wikinger-Stil
Winterhafen
Winterhafen
Memel-Dampfer
Memel-Dampfer
Dampferanlegestelle
Dampferanlegestelle
Anlegestelle
Anlegestelle
Zellstofffabrik
Zellstofffabrik
Windheimer Straße
Windheimer Straße
Präparandenanstalt
Präparandenanstalt
Die Präparandie war die untere Stufe der Volksschullehrerausbildung
Stadtschule
Stadtschule
Die neue Stadtschule
Schützenstrasse
Schützenstrasse
Dampfmühle
Dampfmühle
Pflegehaus
Pflegehaus
Das Tussainener Herrenhaus
Das Tussainener Herrenhaus
Das Herrenhaus der Familie Tussain unweit von Hagelsberg
Katholische Kirche
Katholische Kirche
Die katholische Kirche in Ragnit
Wasserturm
Wasserturm
Der Ragniter Wasserturm
Burgpark
Burgpark
Ein Blick auf die Ordensburg in Ragnit
Luftansicht
Luftansicht
Burg Ragnit
Burg Ragnit
mit Glockenturm
Burg Ragnit
Burg Ragnit
Burg Ragnit
Burg Ragnit
Vorhof
Vorhof
Vorhof der Burg Ragnit
Burg Ruine
Burg Ruine
Die Burg nach dem sie 1945 ausbrannte

Von der HeRaldiK

und dem siemund'schen Wappen

Die Heraldik, sprich die Lehre vom Wappen, geht bis ins 11. Jahrhundert zurück. Zwar war es bereits davor Brauch Schilde und Fahnen mit Farben, Symbolen und Figuren zu schmücken, wirkliche Bedeutung erlangten Wappen jedoch erst mit der Verbreitung des Panzerhemds.

 

Die zunehmend stärkeren Rüstungen machten es schwierig im Kampf zwischen Freund und Feind zu unterscheiden. So entstand unter den Kriegern die Praxis Schilde mit Farben und Figuren zu gestalten – das Wappen war geboren.

 

Im Laufe der Jahrhunderte veränderten sich die Darstellungen der Wappen und ihrer Bedeutung. Anstatt zur Unterscheidung einzelner Krieger wurden Wappen zunehmend zur Unterscheidung ganzer Familien oder Familienzweige genutzt, häufig war das Führen eines Wappens auch für das „besiegeln“ von Verträgen notwendig; Es diente als Erkennungsmerkmal der Rechtmäßigkeit von Ansprüchen.

 

In der modernen Zeit hat ein Wappen eher einen identitätsstiftenden Zweck und steht darüber hinaus für den familiären Zusammenhalt.

Wappen_Siemund_Profil
Wappen_Siemund_Wappen_Farbig

Die Blasonierung

 

Das Wappen zeigt unter rotem Schildhaupt ein goldenen Fadenbalken und ist belegt mit drei goldenen Münzen, hierunter auf rotem Schild drei gestellte Schwerter garbenweise mit silberner Klinge und goldenen Griff. Auf dem Schild ruht ein bewulsteter Helm mit außen roter und innen goldener Helmdecke. Auf ihm ein roter Flug mit goldenen Schwungfedern.

 

 

Das Wappen der Familie Siemund verweist auf die Namensbedeutung, die Schwertleite und dem Schutzpatron der Familie - Nikolaus von Myra. Der Flug wurde verändert dem Wappen des Schwarzwald-Baar Kreises entlehnt und weist auf die Herkunft der jüngeren Vorfahren des Stifters und den Neuanfang in Baden-Württemberg hin. Stilistisch ist es der sogenannten „heraldischen Blütezeit“ - der Gotik - angepasst.

 

Zwei Aufrisse des Wappens der Familie Siemund sind aktuell in Verwendung, eine Darstellung mit klassisch heraldisch rechts geneigtem Schild und eine weitere Darstellung in frontaler Ansicht. Das Wappen ist in der Wappenrolle Münchner Herold, Band XVII, registriert.

 

Das ursprüngliche Stammwappen gestaltete sich jedoch wie folgt: Blau mit weißen Pfeileisen, dessen Schaft unten halbmondförmig auseinandergebogen ist, die Spitze oben von zwei goldenen Sternen begleitet. Auf dem Helm ein blauer Reichsapfel mit goldenem Kreuz und Ring zwischen zwei weißen Büffelhörnern. Die Helmdecke in Blau und Weiß.

 

Ein weiteres Wappen wurde von Johann Christoph von Sigmund geführt. Es zeigte ein blaues Schild mit weißem Steigbügel, begleitet von zwei schwarzen und einem weißen Stern. Auf dem Helm war ein weiß aufgerichteter Pfeil zwischen zwei nach außen gebogenen Widderhörnern und die Helmdecke in Blau und Weiß.

 

Die Neustiftung des Wappens steht nicht nur farblich im Kontrast zum alten Wappen; Es steht symbolisch für die Erneuerung der Familie Siemund und für die Restitution eines familiären Selbstverständnisses welches durch die Jahrhunderte geschliffen wurde und der Vertreibung aus Ostpreußen sowie der deutschen Teilung verloren ging. Diesem tiefgreifenden Einschnitt und dem familiären Kataklysmus wird durch die Neustiftung Rechnung getragen.

Über die Herkunft des Namens „Siemund“


Der Name Siemund ist tiefverwurzelt im nordischen Sprachraum. Er leitet sich von den altdeutschen Worten „Sigu“ und „Munt“ ab, welche sich mit Sieg und Schutz übersetzen lassen. Aber schon in der nordischen Sage wird der Name in der Schreibweise Sigmundr erwähnt: Als Gatte der Hjördis oder in der Thidrekssaga als König von Tarlungaland.

 

Im deutschsprachigen Raum gewann der Name im Mittelalter an Bekanntheit durch die Nibelungensage: Sigmund, König zu Xanten, Nachfahre Sigis - Sohn des Odin und Vater Sigurds. Diese mythische Figur gilt wohl als berühmtester Namensträger des Stammnamens.

 

Der Familienname Siemund entwickelte sich aus dem Leitnamen Si(e)gmund – ähnlich wie bei dem Geschlecht der Sieghardinger. Die Tradition des Namens besteht bis heute fort und ist auch im 21. Jahrhundert vital. Insgesamt gibt es ca. 540 (Stand: 2014) Personen in Deutschland die eine Variation (Sig, Sie, Siegmund etc.) als Familiennamen führen. Am häufigsten kommen diese Namen in Niedersachsen und Nordrhein Westfalen vor. Wie bei jedem Familiennamen ist jedoch auch hier Namensgleichheit nicht mit Verwandtschaft zu verwechseln.

Postkarte aus Siegmuntinnen, Ostpreußen ca. 1912

Der Name findet auch in unterschiedlichen Variationen als Ortsname Verwendung.


Diese Postkarte zeigt den Ort Siegmuntinnen nahe Insterburg, die Aufnahmen stammen von circa 1912. Siegmuntinnen war in Groß- und Klein Siegmuntinnen unterteilt  und wurde später in Siegmundsfelde umbenannt. Ab 1902 war der Ort an die Insterburger Kleinbahn angeschlossen.


Heute ist der Ort aufgelassen.